Die alte Contrada Grande
Die alte Contrada Grande und heutige Via XX Settembre war einst von einer Stadtmauer umgeben und über drei Tore zugänglich: Porta del Rujo im Westen, Porta del Monticano im Osten und Porta S. Polo im Süden. Das Stadttor Monticano wurde bereits 1309 urkundlich erwähnt von den Familien Della Scala und Carrara restauriert. Es weist an der Außenfassade ein Fresko auf, das den „gehenden Markuslöwen“ darstellt, ein Werk von Giovanni Antonio de Sacchis, genannt Il Pordenone (* Pordenone um 1483 – † Ferrara 1539). Der Titel des Gemäldes ist auf die Haltung des Löwen zurückzuführen, der mit den Hinterläufen auf der Lagune steht, während eine erhobene Pranke andeutet, dass er das Festland erobern will. Der Überlieferung nach ist das aufgeschlagene Buch, das der Löwe in seinen Pfoten hält, ein Symbol für die friedliche Unterwerfung unter die Serenissima.
Weiter geht es auf der Via XX Settembre, wo einige Herrenhäuser im Renaissance-Stil bewundert werden können, die mit Steinmetzarbeiten oder Fresken geschmückt sind. Eines davon ist auf der rechten Seite das alte Pfandhaus Monte di Pietà mit einem Fresko, das die gesamte Fassade bedeckt. Es zeigt Engel inmitten von Wolken, die Passionsinstrumente halten. In der Mitte bringt ein schönes Steingesims über der eleganten Loggia im Erdgeschoss die Pietà zur Geltung, wahrscheinlich ein Gemälde von Ludovico Fiumicelli. Etwas weiter vorn erhebt sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Palazzo Montalban Nuovo, ein imposantes Gebäude aus dem 18. Jahrhundert mit einem charakteristischen Säulengang, der an dem früheren Durchgang zwischen der Contrada und der Piazza delle Pecorelle (heute Piazza IV Novembre) erbaut wurde.
Wenn man weitergeht, stößt man auf der linken Seite auf zwei weitere bemerkenswerte Gebäude: Palazzo Sarcinelli und Casa Longega. Das Erstere, das Wohnhaus der Adelsfamilie Sarcinelli aus Ceneda, entstand in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit einer luftigen Loggia aus Bossenwerk im Erdgeschoss und einem mit Stuck verzierten Saal in der Hauptetage, in der die Porträts der wichtigsten Persönlichkeiten zu sehen sind, die dort gelebt haben. Casa Longega (15. Jh.) hingegen war die erste Residenz der alten Adelsfamilie Montalban, wie die Wappen auf den Säulenkapitellen zeigen; bemerkenswert ist auch die Dekoration aus Terrakotta auf der Fassade. Neben dem Gebäude biegt man in die Via Marcatelli ein, die schnell zur Porta S. Polo führt, auch bekannt als „Porta del pidocchio“ (Läusetor), die das Dorf mit dem Kloster der Gedemütigten Väter außerhalb der Stadtmauern verband. Gleich danach befindet sich auf der rechten Seite der Palazzo Montalban Vecchio nach einem Entwurf der Schule des Architekten Sanmicheli (16. Jh.), der einen hohen Säulengang aus Bossenwerk und im Inneren einen prunkvollen zentralen Saal aufweist, der die gesamte Breite des Gebäudes einnimmt. Gegenüber steht die Casa Colussi aus der Renaissance (ehemaliger Sitz der Ritter des Podestà), deren Fassade mit einem schönen dreibogigen Fenster und Fresken geschmückt ist.
Nur ein paar Meter weiter kommt man zur Piazza Cima mit dem Palazzo del Municipio (Rathaus), das im 18. Jahrhundert von Ottavio Scotti entworfen, aber im folgenden Jahrhundert stark verändert wurde, dem Teatro dell’Accademia, das Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, und dem Palazzo Da Collo, einem auf gotischen Grundmauern errichteten Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert mit dem Oratorium dell‘Assunta (Mariä Himmelfahrt) im Innenbereich. Auf der linken Seite der Accademia sieht man den Balkon mit einer kunstvoll durchbrochenen Brüstung von Casa Sbarra, auf deren Fassade noch Spuren von Fresken zu sehen sind, mit denen das Haus einst vollständig bedeckt war.
Gegenüber der Piazza Cima liegt die kleinere Piazzetta 18 Luglio 1866, auf die Casa Dalla Balla, heute Piutti, mit ihren bemerkenswerten Fresken, Gesimsen aus Stein und Eckbalkonen blickt. Schließlich ist die harmonisch-schlichte Casa Biffis sehenswert, die mit gotischen Kapitellen und einem schönen Portal mit phytomorphen Motiven geschmückt ist. Die Reihe der Säulengänge, die für die gesamte Contrada Grande charakteristisch sind, wird nicht einmal von der Stirnseite der Sala dei Battuti unterbrochen, die die Fassade der Kathedrale verdeckt.
Der Rundweg führt an weiteren mit Fresken bemalten Häusern vorbei bis zu den Torricelle Dante, die 1865 das mittelalterliche Tor Rujo ersetzten.
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